Ying-Chih Chen. Atelierstipendiatin 2016-2018

Ying-Chih Chen, Atelierstipendiatin 2016 – 2018 im Haus 8, Anscharpark Kiel

geb. 13.07.1985 in Taiwan (China)

Globalisierung macht heimatlos.

„Heimat – Was ist das? Seit ich vor 10 Jahren von Taiwan nach Deutschland gezogen bin, hat sich diese Frage als essentiell für mein künstlerisches Arbeiten herausgestellt. Wer sich entscheidet im Ausland zu leben, stellt sich zwangsläufig nicht nur einem fremden Ort und einer neuen Kultur, sondern auch einem bis dato unbekannten ICH. Die eigene Identität wird undeutlich und verschwommen; Differenzen zum Neuen jedoch umso klarer. Diese Form des „Nichtähnlichen“ versuche ich nun seit Jahren zu untersuchen, nicht um gegen dieses Gefühl anzukämpfen, sondern um es besser zu verstehen. Teil dieser Erfahrung sind gleichzeitig Gefühle der Heimatlosigkeit und des Heimwehs. Egal ob ich mich in Taiwan oder in Deutschland befinde, eine wahre Heimat kann ich in beiden Orten nicht finden. Ich empfinde mich dabei selbst als Teil eines Symptoms unserer globalisierten Welt: Heimatlosigkeit.

Trotz meiner inneren Suche nach Orientierung, verwende ich in der Kunst hauptsächlich Materialien meiner Herkunft, wie beispielsweise Tinte aus Taiwan und chinesisches Papier. Sie sind für mich eine Art „Urelemente“, die symbolisch für Heimat bzw. meine Vergangenheit stehen. Die Arbeit Woher Wohin in der Berlin Weekly Galerie zeigt ein langes Band Papier, das in ein Becken, welches gefüllt ist mit schwarzer Tinte, hineinreicht und die Farbe nach oben zieht. Diese visuelle Umkehrung der Fließrichtung von Wasser steht symbolisch für eine Um- oder Desorientierung. Doch trotz der Umkehrung bleibt das Element Wasser in Form der Tinte als solches erhalten, egal wohin es sich bewegt – ähnlich wie ich es tue an einem neuen Ort. Ying-Chih bleibt Ying-Chih, egal ob in Taiwan oder Deutschland.“

Die Arbeit, VERWURZELT IM NEBELWALD für den Gottfried Brockmann Preis 2017, knüpft an diese Symbolik an. Glasbehälter, die in unterschiedlichen Verhältnissen mit Wasser und Tinte gefüllt sind, zeigen ähnlich einem Tagebuch wie viel Kontakt ich zu anderen asiatischen (Anteil Tinte) oder zu deutschen (Anteil Wasser) Freunden und Bekannten hatte. Wasser wird hier durch seine Umgebung (die Glasbehälter) geformt sowie farblich verändert (Tinte), bleibt jedoch in seinem Element Wasser.

In beiden Arbeiten befindet sich zusätzlich eine jeweils aus schwarzem Kunststoff gefertigte Quelle in der Wasser fließt, welche auf dem Boden steht.

„Im Rahmen der Arbeitsstipendien der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein möchte ich nun den Fokus auf eben diese legen. Sie soll nun nicht mehr am Boden stehen, sondern auf einem begehbaren Gerüst montiert werden, so dass der Betrachter die Quelle auf Augenhöhe sehen kann. Der Blickwinkel verändert sich unweigerlich – die Quelle wird nun zum Hauptbestandteil der Arbeit erhoben. Inspiriert wurde die Idee von Hokusais Welle, an welche ich mich bei den vorangegangenen Quellen (für Berlin und die Kieler Stadtgalerie) und die dort sichtbare Wasserbewegung erinnert gefühlt habe. Sie verbildlicht auf besondere Weise die Situation, in der ich mich befinde: Aufgewühltheit und Orientierungslosigkeit nach dem Ende meines Studiums. Wohin werde ich gehen?“

29.05.2019 ,

Forschung und Projekte

Die unter diesem Menüpunkt vorgestellten Projekte erweitern das Wirkungs- und Handlungsfeld der Muthesius Kunsthochschule. Abgesehen von Promotionen, die wir seit 2008 anbieten, sind diese Forschungsprojekte nicht Bestandteil der Lehre, werden aber als offene Angebote in die Studiengänge integriert. Sie ermöglichen Studierenden, ihre Kreativität in der Auseinandersetzung mit den realen Bedingungen unserer Gesellschaft zu trainieren.

Kooperationen

Es entspricht unserem Leitbild, alle Forschungsprojekte studienübergreifend anzulegen. Kooperationen mit den gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen des Landes sind daher selbstverständlich. Hervorragende Wissenschaftler unserer Hochschule brachten wir in Exzellenzclustern mit Spitzenforschern anderer Bildungspartner aus unserer Region zusammen. Im internationalen Rahmen bewegen sich unsere EU-Projekte. Dazu gingen wir länderübergreifende Kooperationen mit Partnern aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung ein – zuletzt waren darunter beispielsweise Experten aus Dänemark, dem Libanon und der Türkei.

Öffentlichkeitsarbeit

Mit Kunst hoch Schule und den Projekten unter dem Titel Artistic Research knüpfen wir Kontakt zur Öffentlichkeit. Zur Zielgruppe zählen zum Beispiel Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden Schulen Schleswig-Holsteins und ihre Kunstlehrerinnen und Kunstlehrer sowie das Publikum öffentlich geförderter Kultureinrichtungen.

Nachwuchsförderung

Auch für anspruchsvolle biografische Entwicklungen soll es sich lohnen, in Kiel bzw. Schleswig-Holstein zu bleiben. myPlan/EXIST initiiert erfolgreich attraktive Aufgaben im Umfeld der Kunsthochschule. Während Muthesius Projekte Absolventinnen und Absolventen für einen befristeten Zeitraum den Verbleib an der Hochschule ermöglichen.

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