ENTFREMDUNG
von Arturo Sayan
Projektbetreuung: Theaterteil: Prof.in phil. habil. Petra Maria Meyer
Filmteil: Prof. Stephan Sachs
Das Muthesius-Projekt „Entfremdung“ besteht aus zwei Teilen, die stufenweise aufeinander aufbauen. Den ersten Teil bildet ein Experimentalfilm mit Theaterelementen.
Der zweite Teil ist eine experimentelle Theaterinszenierung mit Elementen der Kinematografie. Das Projekt basiert in Elementen auf Tennessee Williams‘ Theaterstück „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. Das bedeutet allerdings nicht, dass „Entfremdung“ unmittelbar auf den Motiven dieses Stücks beruht. Es wurde vielmehr durch diese inspiriert. Das Hauptthema des Projektes ist die Einsamkeit des Menschen in seinem Leben, selbst unter verheirateten Menschen oder in Beziehungen. Der Protagonisten dieses Werkes begegnen der Realität auf eigene Art und Weise und befinden sich menschlich an den Knotenpunkten zwischenmenschlicher Beziehungen und somit in einer Art „Labyrinth“ der Entfremdung der eigenen Person. Die Atmosphäre dieses Labyrinths von menschlicher Liebesbeziehungen wird gefilmt und dann durch die oben genannten gemischten Genres der Kunst neu inszeniert. Die thematisierten Konflikte entsprechen der aktuellen Situation, was wir heutzutage erleben. Man ist durch die Pandemie in außergewöhnlicher Weise isoliert und das betrifft auf irgendeine Art und Weise alle Menschen der Welt. In diesem Sinne erfüllt das Projekt den Anspruch nach gesellschaftspolitischer Relevanz und Aktualität.
“Entfremdung vol. 2“ stellt den zweiten Teil einer stufenweise aufeinander aufbauenden, zweiteiligen künstlerischen Auseinandersetzung im Rahmen des Muthesius-Projektes dar. Die Tradition der Gattung des Monodramas wird durch eine fingierte Liveschaltung zwischen dem Protagonisten und einer Darstellerin dynamisch durchbrochen und neu interpretiert. In einer klassischen Bühnensituation eines Theaters finden sich die verschiedenen Repräsentationen digitaler Bildmedien in Form von Monitoren und Videoprojektionen. Der Künstler interagiert mit diesem Ensemble und jedes einzelne Abspielen trägt dabei eine diffizile Bedeutung. Der Akteur durchläuft dabei in Gestus und Habitus ein alternierendes Wechselspiel von theatralem Schauspiel mit immens energetischen Pathos und der schmucklosen Authentizität performativ agierender bildender Künstler. Die Fiktion der Rolle wird zuweilen abgestreift. Das Gesamtkonzept mündet in einer ineinanderfließenden, transmedialen Symbiose aus Medienkunst, Performance und darstellender Kunst, in der sich die einzelnen Elemente kontrastierend in ihrer Wirkungsmacht gegenseitig verstärken. Die Arbeit bewegt sich so innovativ auf einem Spannungsfeld zwischen vielschichtigen Konnotationen tradierter kultureller Muster einerseits und kognitiv und ästhetisch enorm reizvollen sowie herausfordernden Grenzgängen und Stilbrüchen andererseits.
Die Interaktion in verschiedenen medialen Plattformen verweist dabei reflektierend auf verschiedene Ebenen der zwischenmenschlichen Wahrnehmung und Kommunikation und mündet letztlich in der Fragestellung nach menschlicher Präsenz und Existenz. In der zeitgenössischen Lebenswelt erfolgt ein zunehmender Austausch realer, physischer Nähe durch virtuelle, vorgetäuschte Nähe. Der inadäquate Ersatz beraubt die Beziehungen der Menschen mitunter ihrer Intensität, Wärme und Lebendigkeit und hinterlässt bittere Leere. Der Mensch ertrinkt fast in einer Flut aus Reizen menschengemachter Signale und vereinsamt zugleich. Dieser Prozess lässt sich als spezifische Form der Entfremdung bezeichnen. Das Werk internalisiert so eine gesellschaftliche Lebensrealität von höchster Aktualität und fungiert als unerschrockenes „Tableau vivant“ unseres Zeitalters.
Trailer des Filmes: https://vimeo.com/635434378
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