Arturo Sayan. Entfremdung – Muthesiusprojekt 2020-2022

ENTFREMDUNG
von Arturo Sayan

Projektbetreuung: Theaterteil: Prof.in phil. habil. Petra Maria Meyer
Filmteil: Prof. Stephan Sachs

Das Muthesius-Projekt „Entfremdung“ besteht aus zwei Teilen, die stufenweise aufeinander aufbauen. Den ersten Teil bildet ein Experimentalfilm mit Theaterelementen.

Der zweite Teil ist eine  experimentelle  Theaterinszenierung  mit Elementen der Kinematografie. Das Projekt basiert in Elementen auf Tennessee Williams‘ Theaterstück „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. Das bedeutet allerdings nicht, dass „Entfremdung“ unmittelbar auf den Motiven dieses Stücks beruht. Es wurde vielmehr durch diese inspiriert. Das Hauptthema des Projektes ist die Einsamkeit des Menschen in seinem Leben, selbst unter verheirateten Menschen oder in Beziehungen. Der Protagonisten dieses Werkes begegnen der Realität auf eigene Art und Weise und befinden sich menschlich an den Knotenpunkten zwischenmenschlicher Beziehungen und somit in einer Art „Labyrinth“ der Entfremdung der eigenen Person. Die Atmosphäre dieses Labyrinths von menschlicher Liebesbeziehungen wird gefilmt und dann durch die oben genannten gemischten Genres der Kunst neu inszeniert. Die thematisierten Konflikte entsprechen der aktuellen Situation, was wir heutzutage erleben. Man ist durch die Pandemie in außergewöhnlicher Weise isoliert und das betrifft auf irgendeine Art und Weise alle Menschen der Welt. In diesem Sinne erfüllt das Projekt den Anspruch nach gesellschaftspolitischer Relevanz und Aktualität.

“Entfremdung vol. 2“ stellt den zweiten Teil einer stufenweise aufeinander aufbauenden, zweiteiligen künstlerischen Auseinandersetzung im Rahmen des Muthesius-Projektes dar. Die Tradition der Gattung des Monodramas wird durch eine fingierte Liveschaltung zwischen dem Protagonisten und einer Darstellerin dynamisch durchbrochen und neu interpretiert. In einer klassischen Bühnensituation eines Theaters finden sich die verschiedenen Repräsentationen digitaler Bildmedien in Form von Monitoren und Videoprojektionen. Der Künstler interagiert mit diesem Ensemble und jedes einzelne Abspielen trägt dabei eine diffizile Bedeutung. Der Akteur durchläuft dabei in Gestus und Habitus ein alternierendes Wechselspiel von theatralem Schauspiel mit immens energetischen Pathos und der schmucklosen Authentizität performativ agierender bildender Künstler. Die Fiktion der Rolle wird zuweilen abgestreift. Das Gesamtkonzept mündet in einer ineinanderfließenden, transmedialen Symbiose aus Medienkunst, Performance und darstellender Kunst, in der sich die einzelnen Elemente kontrastierend in ihrer Wirkungsmacht gegenseitig verstärken. Die Arbeit bewegt sich so innovativ auf einem Spannungsfeld zwischen vielschichtigen Konnotationen tradierter kultureller Muster einerseits und kognitiv und ästhetisch enorm reizvollen sowie herausfordernden Grenzgängen und Stilbrüchen andererseits.

Die Interaktion in verschiedenen medialen Plattformen verweist dabei reflektierend auf verschiedene Ebenen der zwischenmenschlichen Wahrnehmung und Kommunikation und mündet letztlich in der Fragestellung nach menschlicher Präsenz und Existenz. In der zeitgenössischen Lebenswelt erfolgt ein zunehmender Austausch realer, physischer Nähe durch virtuelle, vorgetäuschte Nähe. Der inadäquate Ersatz beraubt die Beziehungen der Menschen mitunter ihrer Intensität, Wärme und Lebendigkeit und hinterlässt bittere Leere. Der Mensch ertrinkt fast in einer Flut aus Reizen menschengemachter Signale und vereinsamt zugleich. Dieser Prozess lässt sich als spezifische Form der Entfremdung bezeichnen. Das Werk internalisiert so eine gesellschaftliche Lebensrealität von höchster Aktualität und fungiert als unerschrockenes „Tableau vivant“ unseres Zeitalters.

Trailer des Filmes: https://vimeo.com/635434378
Kontakt:
E-Mail: arturosayan@gmail.com
Web: Demnächst verfügbar Instagram: @arturo_sayan

02.06.2022

Forschung und Projekte

Die unter diesem Menüpunkt vorgestellten Projekte erweitern das Wirkungs- und Handlungsfeld der Muthesius Kunsthochschule. Abgesehen von Promotionen, die wir seit 2008 anbieten, sind diese Forschungsprojekte nicht Bestandteil der Lehre, werden aber als offene Angebote in die Studiengänge integriert. Sie ermöglichen Studierenden, ihre Kreativität in der Auseinandersetzung mit den realen Bedingungen unserer Gesellschaft zu trainieren.

Kooperationen

Es entspricht unserem Leitbild, alle Forschungsprojekte studienübergreifend anzulegen. Kooperationen mit den gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen des Landes sind daher selbstverständlich. Hervorragende Wissenschaftler unserer Hochschule brachten wir in Exzellenzclustern mit Spitzenforschern anderer Bildungspartner aus unserer Region zusammen. Im internationalen Rahmen bewegen sich unsere EU-Projekte. Dazu gingen wir länderübergreifende Kooperationen mit Partnern aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung ein – zuletzt waren darunter beispielsweise Experten aus Dänemark, dem Libanon und der Türkei.

Öffentlichkeitsarbeit

Mit Kunst hoch Schule und den Projekten unter dem Titel Artistic Research knüpfen wir Kontakt zur Öffentlichkeit. Zur Zielgruppe zählen zum Beispiel Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden Schulen Schleswig-Holsteins und ihre Kunstlehrerinnen und Kunstlehrer sowie das Publikum öffentlich geförderter Kultureinrichtungen.

Nachwuchsförderung

Auch für anspruchsvolle biografische Entwicklungen soll es sich lohnen, in Kiel bzw. Schleswig-Holstein zu bleiben. myPlan/EXIST initiiert erfolgreich attraktive Aufgaben im Umfeld der Kunsthochschule. Während Muthesius Projekte Absolventinnen und Absolventen für einen befristeten Zeitraum den Verbleib an der Hochschule ermöglichen.

Fragen zur Forschung?

Julia Marre
T 0431 / 5198 – 463, E presse@muthesius.de